Nachhaltigkeit: Der Kassenzettel als Stimmzettel

Einkaufswagen vor Kassenzettel als Symbol für die Marktmacht der Kunden im Supermarkt pro Nachhaltigkeit

In einem Podcast zum Thema Nachhaltigkeit habe ich dieser Tage einen schönen Denkanstoß erhalten: Neben unseren Investments in nachhaltige Aktien können wir insbesondere beim regelmäßigen Einkauf im Supermarkt auch in Nachhaltigkeit investieren, woraus sich das markante Bild des „Kassenzettels als Stimmzettel“ ergibt – was ist damit genau gemeint?

Beim Einkaufen im Supermarkt gibt es mehrere Faktoren, wie ihr als Kunde „abstimmen“ könnt, was bei Euch in den Einkaufswagen – und damit auf den Tisch – kommt und was nicht:

Lokal vs. transportintensiv
Bei einigen Produkten habt ihr in der Regel die Wahl, ob ihr lokale Anbieter bevorzugt und damit Produzenten vor Ort unterstützt und Transportwege sichert oder lieber große Industrieproduktionen – dazu ein paar Beispiele:

* Fleisch- und Wurstwaren
Viele Supermärkte haben inzwischen lokale Metzgereien im Angebot oder sie weisen aus, wo plastikverpackte Wurstwaren herkommen: Wenn ihr hier auf kleinere lokale Anbieter setzt, unterstützt ihr in der Regel das Tierwohl, da die Kühe und Schweine nicht erst durch halb Deutschland zu Großschlachtereien wie Tönnies gefahren werden müssen, um dann verarbeitet wieder zurück transportiert zu werden. Auch die Aufzuchtbedingungen für die Nutztiere sind bei kleineren Betrieben meist besser.

* Milchprodukte
Insbesondere bei Milch gibt es inzwischen meist Angebote lokaler Bauern (z.B. „Unsere Heimat“ von Edeka) – bevorzugt ihr diese gegenüber großen Handelsmarken (wie Weihenstephan oder Landliebe oder Berchtesgadener Land), so tut ihr wiederum lokalen Anbietern etwas Gutes und vermeidet unnötige Transportwege der Rohmilch und der bearbeiteten Produkte zurück.

* Getränke

Bei Bieren ist die Idee der lokalen Marken vs. Becks, Heineken, Jever und Co. ja schon länger bekannt. Aber auch bei Säften habt ihr z.B. die Wahl, ob es „Hohes C“ sein muss oder nicht vielleicht auch ein Saft aus einer lokalen Saftverarbeitung um die Ecke. Auch hier wird wieder lokale Wertschöpfung unterstützt und Transportwege vermieden. Oder das populäre Beispiel Mineralwasser: Der Großkonzern Nestlé versucht massiv, lokale Mineralwasserbrunnen vom Markt zu verdrängen und stattdessen teilweise im Ausland produziertes Wasser hierzulande zu vermarkten, obwohl deutsches Mineralwasser nachweislich eine hervorragende Qualität hat und praktisch unbegrenzt verfügbar ist. Auf Drängen der Endkonsumenten gab das Unternehmen nun bekannt, die umstrittene Marke Vittel vom deutschen Markt zu nehmen – ein beachtlicher Erfolg!

Bei all diesen Entscheidungen stärkt ihr lokale, kleine Anbieter (oft Familienbetriebe und/oder Traditionsunternehmen) und unterstützt diese in ihrem Wettbewerb gegen die Industrieunternehmen.

Verpackt vs. unverpackt
Auf dieser Website habe ich zum Thema „Nachhaltigkeit im Alltag“ bereits über Unverpackt-Läden als Alternative zum klassischen Supermarkt gesprochen. Aber auch im Supermarkt um die Ecke gibt es mittlerweile einige Angebote die Dir bei der Müllvermeidung helfen – so bieten einige inzwischen Mehrweg-Netze an, die Du einmal kaufst und dann statt den Plastikbeuteln im Obst- und Gemüsebereich verwenden kannst. Oder Plastikboxen für Eier, die Du wiederverwenden kannst und dabei pro Ei sogar noch etwas sparst. Einige Wurst- und Käsetheken erlauben auch das Mitbringen eigener Schüsseln, um die Plastikverpackungen für Schnittwurst, Fleisch, Käse oder Feinkostsalate zu vermeiden.
Manchmal sind auch identische Angebote wie Kekse oder auch Nudeln zwischen einzelnen Anbietern unterschiedlich verpackt – Pappe anstelle Blisterverpackungen aus Plastik oder auch Joghurtbecher, die nur noch aus einem dünnen Plastikbecher ummantelt aus Pappe bestehen, welche man getrennt entsorgen kann.
So könnt ihr durch kleine Aktionen helfen, Müll zu vermeiden. Durch die Wahl von Produkten mit nachhaltiger Verpackung setzt ihr wiederum ein Zeichen für Firmen, die ihr damit unterstützt bzw. für die anderen Firmen, die nun auf Euren Umsatz verzichten müssen. Wenn sich dies in größerem Umfang dort bemerkbar macht, findet vielleicht ein Umdenken statt und auch diese Firmen optimieren ihre Verpackung.

Nachhaltige Firmen vs. NoGo´s
Ähnlich wie beim Aufbau Eures Aktien-Portfolios könnt ihr beim Einkaufswagen überlegen, welche Marken da reinkommen und welche nicht. So habe ich Freunde die sagen, ihnen kommen keine Produkte von Nestlé ins Haus (wegen oben genannter Machenschaften in punkto Wasser und weiteren unschönen Geschäftspraktiken) – dies ist aufgrund der Vielzahl an eigenen Marken und Beteiligungen nicht eben einfach, eine Umstellung der Essgewohnheiten erfordert vergleichbare Anstrengungen. Aber so kann jeder einzelne über seinen Konsum ein Zeichen setzen und auch hier benötigt es lediglich eine kritische Masse, um Unternehmen zum Umdenken zu bewegen.
Auch bei anderen Produkten kommt der Begriff ins Regal einer strategischen Abstimmung für oder gegen ein Produkt und dessen Produktionsfirma gleich: Kleinere Marken vs. Handelsmarken, regionale Erzeuger vs. Lieferketten, Fairtrade vs. unfair produzierten Artikeln usw. – wer bewusst einkauft, tut sich, den beteiligten Firmen und oft auch der Umwelt damit etwas Gutes. So bleibt neben dem Genuss der Produkte auch das gute Gefühl, etwas bewegt und entschieden zu haben…

Fazit:
Ähnlich wie auf dem Aktienmarkt kannst Du auch im Supermarkt Deine Stimme dazu nutzen, um ein Zeichen für Nachhaltigkeit und gegen fragwürdige und schädliche Produktionsbedingungen zu setzen. Wie so oft benötigt es einfach eine kritische Maße (in diesem Fall quasi eine Super-„Marktmacht“), um Firmen zum Umdenken bezüglich Produktion, Verpackung und der grundsätzlichen Haltung zu bewegen und damit Impact auf Natur, Umwelt und uns Verbraucher zu optimieren.
Mach also aus Deinem nächsten Einkaufszettel ebenfalls einen Stimmzettel pro Nachhaltigkeit und genieß das damit verbundene Gefühlt, etwas zum Positiven bewegt zu haben – guten Appetit!
Fragen, Anregungen oder Kommentare gerne unten als Kommentar – ich freue mich…

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