Aktuell findet gerade wieder das Weltwirtschaftsforum in Davos statt, ein erstmal abstrakt klingendes Zusammentreffen der „Wirtschaftselite“, das aktuell jedoch dringlicher denn je erscheint. Deshalb möchte ich bei dieser Gelegenheit einmal einen genaueren Blick darauf werfen:
Gründung
1971 wurde das Forum durch Klaus Schwab gegründet, dieser ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, 1938 in Ravensburg geboren. Aufgrund seiner Schweizer Eltern wechselte Schwab häufig zwischen Deutschland und den Eidgenossen, nach dem Maschinenbau-Studium in Zürich sattelte er in Freiburg ein BWL-Studium drauf. 1971, im Jahr der Gründung des Forums, veröffentlichte Schwab außerdem das Buch „Moderne Unternehmensführung im Maschinenbau“ mit der zentralen Aussage, dass Unternehmen nicht nur die Interessen der Aktionäre sondern aller beteiligten Stakeholder berücksichtigen müssen, um langfristig erfolgreich (also nachhaltig wirtschaftend) zu sein.
Klaus Schwab gründete ferner mehrere gemeinnützige Stiftungen, veröffentlichte Bücher und ist auch ansonsten sehr umtriebig.
Entwicklung
Nach Gründung 1971 hieß die Stiftung noch „European Management Conference“, 1987 wurde diese in den heutigen Titel „Weltwirtschaftsforum“ („World Economic Forum, WEF) umbenannt. Treffpunkt ist seit jeher das schweizerische Davos, hierhin werden jährlich Führungskräfte aus der internationalen Wirtschaft eingeladen, meist sind diese Mitglied der Stiftung, so umfasst diese inzwischen über 1.000 der größten Unternehmen weltweit: Der Umsatz je Firma ist meist jenseits 5 Mrd. US-Dollar, die Gebühren betragen rund 40.000 Schweizer Franken (CHF) als Mitgliedsgebühr plus nochmal knapp 20.000 CHF für die Entsendung eines Teilnehmers zum Forum. Darüber hinaus gibt es strategische Partnerschaften, welche mit 250.000 CHF bis 500.000 CHF zu Buche schlagen, um entsprechenden Einfluss innerhalb des Forums ausüben zu können.
Seit 1994 nehmen auch Politiker an dem Treffen teil und so diskutieren Vertreter aus Wirtschaft und Politik in einzelnen Initiativen für sie relevante Themen.
Aktuelles Treffen
Das diesjährige Treffen findet vom 22. bis 26. Mai 2022 statt unter dem Titel „Working Together, Restoring Trust“. Neben Themen wie Klima, Digitalisierung, Gesundheit stehen dieses Jahr natürlich insbesondere die Konsequenzen des Ukraine-Kriegs auf der Agenda, von humanitären über wirtschaftliche bis hin zu Ernährungsthemen: So führt der Direktor der Vereinten Nationen, David Beasley, aus dass die Blockade der Ukrainischen Häfen durch Russland zu massiver Hungersnot und einer neuen Migrationswelle führen kann, da hier ein Großteil der weltweiten Getreideexporte blockiert wird, neben anderen dringend benötigten Rohstoffen – er rechnete vor dass ein Anstieg der Hungersnot um ein Prozent die internationale Migration um zwei Prozent steigert: Angesichts der rund 800 Millionen Menschen, die weltweit von Hunger bedroht sind, eine immense Auswirkung und Katastrophe! Steigende Lebensmittelpreise bedrohen so insbesondere die ärmsten Länder, so seien rund 60% aller Entwicklungsländer dadurch gefährdet. Eine Entschuldung dieser Länder wird deshalb aktuell diskutiert – zumindest die öffentlichen Verbindlichkeiten sollten hier im Fokus stehen, um nicht wirtschaftliche Verwerfungen und Unruhen an den Börsen zu riskieren.
Auch die drohende Klimakatastrophe darf natürlich nicht zu kurz kommen, so forderte der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck in seiner Auftaktrede dazu auf, „das Undenkbare zu denken“ und wies auf die Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen an weltweiten Märkten hin, schließlich bedrohen uns aktuell mindestens vier miteinander verbundene Krisen: Inflation, Energiekrise, Lebensmittelknappheit und die Klimakrise.
Kritik
Natürlich mangelt es bei einem derart großen Treffen auch nicht an Kritik: Angesichts der über 2.200 Teilnehmer auch in diesem Jahr (in den Jahren vor Corona waren es auch schon über 3.000 Teilnehmer) sind die Aufwände natürlich gigantisch – so wurden 2019 alleine knapp 11 Millionen CHF an Kosten für Sicherheitsmaßnahmen durch Polizei und Schweizer Armee ausgegeben, welche zu großen Teilen öffentlich getragen werden. Gleichzeitig würde die Veranstaltung der Stiftung mehrere hundert Millionen CHF an Einnahmen bescheren, welche nicht versteuert werden.
Die Teilnahme am Forum ist aufgrund der immensen Kosten lediglich der wohlhabenden globalen Elite vorbehalten, die Mehrheit der Gesellschaft somit abgehängt.
Damit einher gehe fehlende Demokratie, die Auswahl der Teilnehmer sei intransparent und die Ergebnisse teils mehr als fragwürdig.
Außerdem verursacht die Masse an Besuchern und Beteiligten natürlich einen immensen ökologischen Fußabdruck und schafft damit Probleme, die sie durch das Forum gerne lösen würde.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass zahlreiche Organisationen wie Globalisierungskritiker, Umweltorganisationen und weitere Demonstranten gegen das Forum mobilisieren.
Fazit
Auch wenn die Kritik am Forum aufgrund seiner Größe und Einstiegshürden sicherlich gerechtfertigt ist, erscheint mir doch jeglicher globaler Austausch zu unseren drängenden Problemen als sinnvoll – insbesondere in der aktuellen Situation sich überlagernder Krisen und steigender Abhängigkeiten und Komplexität. Bleibt also zu hoffen, dass die Ergebnisse des diesjährigen Forums die ökonomischen und ökologischen Belastungen mehr als ausgleichen und die angesprochenen Krisen entsprechend gelindert werden können!
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