„Nicht ins fallende Messer greifen“ – Börsensprech

Fallendes Küchenmesser als Illustration der Börsenweisheit "nicht ins fallende Messer greifen"

In der aktuellen schwierigen Situation an der Börse macht er wieder die Runde, der Ausdruck vom „Nicht ins fallende Messer greifen“. Diesen möchte ich heute einmal genauer für Euch analysieren, von der Herkunft bis zur Bedeutung für die aktuelle Situation an den Börsen:

Bedeutung allgemein
„Never catch a falling knife“ oder zu deutsch“ Greife nie in ein fallendes Messer“ hat sich als Börsenweisheit bei fallenden Kursen einer Aktie etabliert. Gemeint ist damit eine Haltung, die man auch mit „Gier“ oder „Kurzschluss“ bezeichnen könnte: Der Kurst Deiner Lieblingsaktie fällt und anstatt über einen kurzfristigen Verkauf nachzudenken, redest Du Dir die Situation als „gute Gelegenheit“ schön und kaufst diese zu den aktuell „günstigen Konditionen“ nach. Nur um dann festzustellen, dass die Kurse noch weiter „ins Bodenlose“ fallen und Du mal besser die Finger davon gelassen hättest!

Kann passieren, schließlich sind wir ja überzeugt von den Firmen, die wir durch unser Invest an der Börse unterstützen. Sollte es aber nicht, schließlich bist Du als Leser dieses Blogs schon etwas erfahrener und damit abgebrühter! 🙂

Stattdessen macht es mehr Sinn, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Situation zu analysieren, die zu diesem Kursverfall geführt hat: Ist das Unternehmen selber dafür verantwortlich (schlechte Zahlen, ein Skandal oder ähnliches), ist der Wettbewerb dafür verantwortlich (z.B. ziehen schlechte Nachrichten wie gesunkener Umsatz bei Amazon gern mal die gesamte Retail-Branche nach unten), ist es die Gesamtsituation (allgemein sinkende Kurse durch Inflation, gestiegene Zinsen, Ereignisse von weltweiter Bedeutung wie zuletzt der Ukraine-Krieg) oder gibt es womöglich gar keine ersichtlichen Gründe (dann würde ich auf die manchmal nicht nachvollziehbare Psychologie der Anleger tippen)?

Anhand Deiner Analyse solltest Du dann überlegen, ob ein Verkauf der Aktien zum aktuellen niedrigen Kurs sinnvoll ist, um die Gefahr weiterer Verluste abzuwenden. Oft gleichen sich kurzfristige Schwankungen auch schneller wieder aus, wenn sich das Gemüt der Investoren beruhigt hat. Lediglich bei handfesten Skandalen (wie seinerzeit die Ermittlungen gegen Wirecard) oder wirklich kritischen Unternehmensmeldungen (wie die schlechten Testergebnisse von CureVac für deren Corona-Impfstoff 2021) handelst Du besser heute als morgen, um größeren Schaden abzuwenden.

In den meisten anderen Fällen bist Du vermutlich gut bedient, wenn Du erst mal die „Bodenbildung“ der Aktie abwartest: Damit ist gemeint dass der Aktienkurs erst einmal bis zu einem Minimum sinkt, bei dem er meist kurz ausharrt, um dann allmählich (oder auch rasant wenn die ursprüngliche Situation behoben ist) wieder zu steigen. Somit kannst Du das Risiko minimieren, dass der Kurs absehbar noch weiter sinkt, Du Dir also eine blutige Hand beim Griff ins fallende Messer holst.

Bedeutung aktuell an den Börsen
Aktuell macht dieser Spruch wieder verstärkt die Runde wenn Analysten in der aktuellen kritischen Situation an den Börsen davor warnen, diese für die „Buy the Dip“ Strategie (siehe entsprechender Blogbeitrag) zu nutzen: Schließlich kann niemand mit Sicherheit sagen, ob wir aktuell bereits die Bodenbildung erreicht haben, die Aktien absehbar also wieder steigen oder ob diese aufgrund der aktuellen Unsicherheiten (Ukraine-Krieg, Rohstoffpreise, Lieferketten-Probleme, Corona-Situation ab Herbst, drohende Stagflation, etc.) noch weiter fallen.

Somit kann auch ich Dir keinen Tipp geben, wie Du die nächsten Wochen und Monate am Besten fährst: Aktuell günstige Kurse mitnehmen oder lieber doch vorsichtig sein und das Messer auf den Boden fallen lassen?

Ich beobachte die Börsen jedenfalls aktueller noch genauer als zuvor und werde Dich gerne weiterhin auf dem Laufenden halten!

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