Börsensprech: Aktiensplit

Zuerst Alphabet (Google), dann Amazon, jetzt auch noch Tesla – die Ankündigung dieser Unternehmen, in absehbarer Zeit einen Split ihrer Aktien durchzuführen, hat den Begriff mal wieder in den Fokus der Börsen gerückt. Nachfolgend werde ich Euch erläutern, was genau es damit auf sich hat:

Grundsätzlich werden bei einem Aktiensplit aus einer Aktie mehrere Aktien mit entsprechenden Teilwerten, der Wert des Unternehmens ändert sich dadurch nicht. Sagen wir zum Beispiel, Du hast eine Aktie einer Firma mit einem Wert von 2.000 EUR in Deinem Portfolio und die Firma kündigt nun einen Split von 1:20 an – anschließend hast Du statt einer Aktie nun auf einmal 20 Aktien im Portfolio, diese sind anstelle der ursprünglichen 2.000 EUR nun jeweils 100 EUR wert – Du besitzt also immer noch Aktien im Wert von 2.000 EUR (20×100 EUR) des Unternehmens, dessen Wert hat sich entsprechend auch nicht geändert.

Warum unternehmen Firmen dann derartige Aktiensplits, wenn sich am Wert nichts ändert? Gute Frage! Als Antwort habe ich neulich den guten Vergleich gehört, wenn Du einen 10 Euro Geldschein in 10 einzelne 1 Euro Münzen tauscht: Es ändert sich nichts am Wert, aber Dein Geld ist „handlicher“, Du kannst einfacher damit zahlen und bist flexibler.

Ähnlich verhält es sich auch beim Aktiensplit: Du kannst mit geringerem Invest in eine Firma einsteigen und auch die Höhe Deines Invests besser steuern: Tranchen von jeweils 100 EUR lassen sich besser steuern als ein Vielfaches von 2.000 EUR!

Auch eine flexible Anlagestrategie wird dadurch unterstützt:

  • Kauf: Gerade bei Online-Brokern mit geringen Transaktionskosten (wie finanzen.net zero oder flatex) bietet es sich an, erstmal mit kleineren Invests in eine Aktie einzusteigen und deren Entwicklung (gegebenenfalls im Vergleich zu einem parallelen Invest in eine andere Aktie) abzuwarten um dann ggf. mit weiteren Käufen aufzustocken.
  • Verkauf: Umgekehrt kann es Sinn machen, vorhandene Aktien abzusichern, indem man z.B. einen „Stop Loss“ (siehe entsprechender Blogartikel) zu definieren, bei dessen Erreichen erst einmal ein Teil des Aktienbestands abgestoßen wird und die weitere Entwicklung beobachtet wird.

Dies ist bei kleineren Aktienwerten natürlich entsprechend einfacher zu bewerkstelligen.

Somit kommen auch nicht so wohlhabende Kleinanleger in den Genuss derartiger Aktien, was in der Regel deren Nachfrage ankurbelt. Die Durchführung eines Splits vermittelt auch den Anschein von „Größe“ oder „Werthaftigkeit“, deshalb muss der Aktienwert ja gestückelt werden.

Bei allen 3 Firmen ist auch noch ein weiterer Aspekt wichtig, und dies ist eine mögliche Aufnahme in den Dow Jones Index: Dieser Aktienindex wurde 1884 geschaffen, um die Werthaltigkeit von US-amerikanischen Firmen zu ermitteln. Im Gegensatz zu den meisten anderen Indizes ist der Dow Jones „kursgewichtet“, der aktuelle Aktienkurs hat also einen Einfluss auf die Zusammensetzung des Index, die meisten anderen Indizes sind hingegen nach Marktkapitalisierung gewichtet, hier zählt der Gesamtwert der Firma, welcher sich beim Aktiensplit ja nicht ändert. Aktuell lieg der „teuerste“ Wert im Dow Jones bei rund 500 Dollar, die drei Eingangs genannten Aktien liegen jenseits von 1.000 bzw. sogar 3.300 Dollar, weshalb sie aktuell nicht im Dow Jones gelistet sind. Da der Dow Jones sich bisher schlechter entwickelt hat, als andere Indizes welche die 3 Erfolgswerte (deshalb wird der Split ja notwendig) enthalten, könnte der Index durchaus ein Interesse an der Aufnahme der 3 Titel haben. Da einige Fonds den Dow Jones abbilden oder sich daran orientieren, könnte dies wiederum zumindest eine kleinere Nachfragesteigerung an den Aktien bewirken.

Soweit so gut, doch gibt es auch Nachteile an einem Aktien Split? Die gibt es in der Tat, wenngleich sie auch nicht so sehr ins Gewicht fallen dürften gegenüber den Vorteilen:

  • Verzerrte Kursdarstellung: Ein Aktiensplit verzerrt kurzfristig den Blick auf die jeweilige Aktie im Portfolio: Diese ist auf einmal nur noch einen Bruchteil wert, der Kurs erscheint kurzzeitig entsprechend „negativ“, was natürlich nicht den Tatsachen entspricht und in der Regel von Charts bereinigt dargestellt wird. Ebenso werden Stop-Loss Orders bei einem Split ausgesetzt bzw. auch vorher gekündigt, um hier nicht irrtümlich aufgrund des geringeren Aktienwerts zu verkaufen.
  • Erhöhte Volatilität: Durch den günstigeren Aktienkurs und die bessere Handhabbarkeit speziell für kleinere Investoren kann es passieren, dass die Aktien des Unternehmens vermehrt kurzfristig gehalten werden, wodurch es zu einer erhöhten Volatilität (Kursausschläge nach oben oder unten) kommen kann. Dieses gestiegene Handelsvolumen ist jedoch nicht nur nachteilig, der Anleger sollte halt seine Kaufs- und Verkaufslimits sauber setzen – siehe entsprechender Blogartikel.
  • Erhöhte Kosten: Dieser Aspekt wirkt sich vorrangig für Händler aus, diese zahlen in der Regel pro gehandeltem Kontrakt eine Provision. Wenn nun bei einem Split mit dem Faktor 5 das 5-fache Volumen der Aktien für den gleichen Wert gehandelt werden muss, wirkt sich dies auf dessen Rendite aus – dies dürfte perspektivisch wiederum Einfluss auf die Gestaltung von Transaktionskosten haben.

Auch die umgekehrte Version eines Aktiensplits wird praktiziert, wir sprechen dann von einem Reverse-Split: Hierbei verringern Unternehmen die Anzahl der Aktien, indem sie diese zusammenführen. So wird z.B. aus 10 Aktien eines Unternehmens eine neue Aktie – diese ist somit das 10-fache wert. Anleger, die in einem solchen Fall weniger als 10 Aktien besitzen oder nicht exakt ein Vielfaches davon, werden beim Reverse-Split zum aktuellen Tageskurs ausgezahlt, so als würden sie diese Aktien verkaufen.
Während ein Aktiensplit durchaus ein positives Signal für Besitzer oder Kaufinteressenten einer Aktie ausstrahlt, sollten diese bei einem Reverse-Split vorsichtig sein: Dieser Schritt wird häufig angewendet, um Aktien mit einem starken Kursverlust wieder in eine relevante Dimension zu bringen, um nicht als „Pennystock“ gehandelt zu werden.

Warten wir also ab, welche Unternehmen letzten Endes einen Aktiensplit durchführen in nächster Zeit, ein solcher muss nämlich generell den Aktionären auf der Hauptversammlung vorgestellt und von diesen mit einfacher Mehrheit angenommen werden. Ich halte Euch weiter auf dem Laufenden!

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